
Gefahren von Ernährung in der zivilisierten Welt sind Anorexie sowie Obesität, und auch die Ungewissheit, welche Lebensmittel gefährliche Stoffe enthalten. Hier erklärt dr. Sheng Hongguang in einem Spital in chinesischem Shangai die Gefahren von Medikamneten, die die Obesität bekämpfen sollten: manche verursachen Anorexie, andere beschädigen die Ernährung und einige können sogar tödlich sein. FOTO – TASR/AP
Berlin – Das möglicherweise auch beim Menschen Krebs erregende Acrylamid ist in wesentlich mehr Lebensmitteln als angenommen. Der Staatssekretär im Verbraucherministerium, Alexander Müller, erklärte, neben den bisher identifizierten Produkten wie Kartoffelchips und Pommes frites gebe es weitere 73 Produkte, die den Stoff enthielten. Inzwischen sei das „Minimierungskonzept“ von Bund und Ländern erfolgreich angelaufen.
Acrylamid hat in Tierversuchen über Erbgutveränderung Krebs erregt. Er entsteht immer dann, wenn die Aminosäure Asparagin in Gegenwart von bestimmten Zuckern (Glucose und Fructose) trocken erhitzt wird. Dieser Prozess läuft bei der Zubereitung von Bratkartoffeln ebenso ab wie beim Brotbacken. Forscher müssen noch klären, ob Acrylamid auch beim Menschen Krebs erregen kann und welche Grenzwerte erlassen werden müssen.
Bei den bisher rund 1000 Proben waren besonders hohe Acrylamidwerte in Knäckebrot, Kartoffelchips, Pommes frites und Cracker gefunden worden. Die Substanz wurde aber auch in obergärigem Vollbier, Spekulatius, Röstzwiebeln, Cornflakes und Kaffeeersatzmischungen nachgewiesen.
Staatssekretär Müller erklärte, es habe sich gezeigt, dass die einzelnen Betriebe den Acrylgehalt senken könnten. Dies sei beispielsweise durch Rohstoffauswahl und Temperatursteuerung möglich. Die Überprüfung eines großen Knäckebrotherstellers habe bestätigt, dass mit Erfolg Rezepte und Backprozesse geändert werden können. Weil das Verbraucherinformationsgesetz aber am Bundesrat gescheitert sei, könnten die Hersteller nicht genannt werden. Müller kritisierte, ein großer Teil der betroffenen Hersteller zögerten noch immer, konkrete Schritte zur Verringerung des Acrylamidgehalts in ihren Produkten zu unternehmen. Verbraucherministerin Renate Künast riet, beim Frittieren, Braten und Backen besonders hohe Temperaturen zu vermeiden: „Die Leitlinie ist: vergolden statt verkohlen.“
Unterdessen haben Wissenschaftler in Köln und Nürnberg vor der Bagatellisierung der Gefahren durch Acrylamid gewarnt. Der Pharmakologe Edgar Schömig erklärte, die Behauptung, Acrylamid sei ungefährlich, weil es schon seit hunderttausenden von Jahren in der Ernährung vorkomme, sei unhaltbar. „Da unsere Vorfahren eine deutlich geringere Lebenserwartung aufwiesen, waren sie durch Krebserkrankungen, die überwiegend erst im höheren Lebensalter auftreten, nicht im gleichen Maße gefährdet wie wir heutzutage.“
aus: dpa/AFP