
Der gesunkene Tanker Jessica verursachte nahezu eine Umweltkatastrophe, wenn er auf Grund gelaufen ist.
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Angesichts der drohenden Ölpest vor den Galapagos– Inseln hat in Ecuador Präsident Gustavo Noboa vorige Woche den Notstand ausgerufen. Mit diesem offiziellen Alarmruf sind gleichzeitig Finanzmittel für die Bekämpfung der Ölkatastrophe freigegeben. „Wir werden alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um eine Katastrophe zu verhindern“, versprach auch Regierungssprecher Alfredo Negrete. Die Kosten für die Reinigungsarbeiten dürften sich auf rund eine Million Mark belaufen.
Am Dienstag vor zwei Wochen war das Tankschiff „Jessica“ vor der Insel San Cristóbal auf Grund gelaufen. Seitdem sind mehr als 800 000 Liter Diesel– und Heizöl ins Meer gelangt. Inzwischen treibt ein Ölfilm von einer Fläche von mehr als 3000 Quadratkilometern auf die Galapagos– Inseln zu. Es mussten sich bereits 33 ölverschmierte Vögel und elf Seelöwen einer aufwendigen Spezialreinigung unterziehen. Einige Tierarten wie beispielsweise Blaufußtölpel wurden bereits evakuiert.
Günstige Winde verhinderten zuerst, dass größere Ölmengen an die Strände getrieben wurden. Das noch nicht ausgelaufene Öl sollte in Spezialballons umgeschichtet werden, doch die Bergung bereitete weiter Schwierigkeiten. Das auf Grund gelaufene Schiff hat sich um 45 Grad gedreht und drohte nach Einschätzungen der amerikanischen Küstenwache auseinander zu brechen. Der Tanker sollte in tiefere Gewässer geschleppt und dort versenkt werden.
Angesichts der unzureichenden Hilfsmittel vor Ort gestalten sich die Arbeiten außerordentlich schwierig. Als die amerikanischen Ölbekämpfer vor Ort eintrafen, war bereits ein Großteil des Öls aus dem havarierten Tanker ausgelaufen. Rodolfo Rendón, Umweltminister Ecuadors, hoffte auf weitere internationale Unterstützung: „Es wird gesagt, die Inseln gehörten der ganzen Welt. Mal sehen, ob das stimmt.“ Lokale Medien kritisieren unterdessen, man habe mit der Anforderung von ausländischer Hilfe zu lange gezögert, die Gefahr sei unterschätzt worden.
Dem Sprecher des Galapagos– Nationalparks, Fabián Oviedo, zufolge wird nun absorbierendes Material eingesetzt, das den Ölteppich eindämmen soll. Inzwischen hat auch der Internationale Tierschutzfonds (IFAW) zwölf Spezialisten zu den Inseln entsandt.
Kristina Nolte – DIE WELT