
Eine Rennyacht, die vielleicht der „Sea Breeze“ von Robert Vam Pham ähnelt, an der er fast vier Monate im Pazifik herumirrte, bis ihm die US-Fregatte „McClusky“ gefunden hat. FOTO - REUTERS
Los Angeles – Vier Stunden veranschlagte der erfahrene Hobbysegler Robert Van Pham für den 45-km-Törn von Los Angeles zur Insel Catalina. Ein plötzlicher Sturm machte daraus eine 120-Tage-Irrfahrt über den Pazifik. Als das acht Meter lange Boot endlich gesichtet wurde, war der 62-Jährige bis vor die Südwestküste Costa Ricas abgetrieben, 4400 Kilometer weit.
Nach fast vier Monaten hat Van Pham endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Er hat unfreiwillig mehr als 35 Pfund abgespeckt und leidet an schwerem Sonnenbrand. Doch davon abgesehen ist er „in außerordentlich guter gesundheitlicher Verfassung“, so Obermaat A. J. Davis, Schiffsarzt der US-Fregatte „McClusky“. Van Phams Boot heißt „Sea Breeze“. Aber die „Meeresbrise“, die kurz nach seinem Auslaufen Anfang Juni vor der kalifornischen Küste aufkam, entwickelte sich schnell zu einem Orkan. Erst brach der Mast, dann fielen der Außenbordmotor und das Funkgerät aus.
Proviant hatte der Segler kaum an Bord. Er ernährte sich von Fischen, Seevögeln und Meeresschildkröten. Zum Trinken fing er Regenwasser auf. Neugierige Schildkröten, die dem Boot zu nahe kamen, erschlug er mit einem Stück Holz und brutzelte das Fleisch auf einem notdürftig gebastelten Grill. Die Fleischreste legte er als Köder für Möwen und andere Vögel aus oder hängte sie ins Wasser, um Fische anzulocken. Als der Ausguck der „McClusky“ ihn ins Visier bekam, briet Van Pham gerade mal wieder eine Möwe. Ein spanisch sprechendes Besatzungsmitglied, Obermaat Elias Nunez, wandte sich über Lautsprecher an den bärtigen Segler. Nunez: „Ich war ganz schön platt, als er zurückrief: ‚Verstehe kein Spanisch. Ich kann nur Englisch.“ Der Obermaat weiter: „Genau so fassungslos war er dann, als wir ihm das Datum nannten (17. September) und sagten, wo er sich befand, nämlich 275 Seemeilen südwestlich von Costa Rica.“ Er wollte erst gar nicht gerettet werden, sondern bat nur darum, sein Boot zu reparieren. Denn er glaubte, er wäre in der Nähe Hawaiis und wollte weitersegeln. Da sich das Boot aber in schlechtem Zustand befand, gab er schließlich seine Einwilligung dazu, es zu versenken.
Die vermeintlich leer treibende Yacht war zuerst von einem Flugzeug der US-Zollbehörde gesichtet worden, das Jagd auf Drogenschmuggler machte. Die Zollfahnder wiesen die „McClusky“ an, mal nach dem Rechten zu sehen. Am Sonntag brachte das Kriegsschiff den unfreiwilligen Seeabenteurer nach Puerto Quetzal in Guatemala. Von dort ist er nach Kalifornien zurückgeflogen. Das Geld für das Ticket, rund 880 Euro, spendierten ihm die Matrosen der „McClusky“.
aus: Die Welt