Pisa - „Er ist geheilt“, wird in einer italienische Zeitung gejubelt. Zwar können Touristen „die Wunderheilung von Pisa“ mit bloßen Auge kaum erkennen. Doch nach elfjähriger Intensiv-Therapie ist der berühmteste Patient des Landes über den Berg. Um fast 44 Zentimeter ist der Schiefe Turm von Pisa aufgerichtet worden - genug, um sich weitere 300 Jahre bester Gesundheit zu erfreuen. Ganz Italien atmet auf.
Noch nie hat die Restaurierung eines Baudenkmals das Land derart bewegt. „Wir geben der Welt ein Meisterwerk zurück“, freut sich Bürgermeister Paolo Fontanelli. Noch heute erinnert er sich an den Tag der Trauer, als der 58 Meter hohe Marmorturm im Januar 1990 für das Publikum gesperrt werden musste - zu riskant war der Aufstieg geworden, zu gefährlich die Neigung. Um 4,5 Meter neigte sich das Monument gegen Süden - das Wahrzeichen Italiens stand vor dem Fall.
Michele Jamiolkowski, dem aus Polen stammenden Verantwortlichen für die „Notoperation“, fällt eine Last von den Schultern. Nicht immer schien es, als würde die Aktion wirklich gelingen. Zunächst versuchten es die Experten mit einer eher simplen Methode: Sie fixierten ein Gegengewicht von 1000 Tonnen Blei am Fuße des Campanile. Tatsächlich schafften sie es damit zeitweise, einer weiteren Verschlechterung Einhalt zu gebieten. Doch dann kam der „schwarze Samstag“ des Jahres 1995: „la torre pendente“ neigte sich plötzlich um einen ganzen Millimeter weiter; das war sonst die durschnittliche Verschlechterung pro Jahr. Das 800 alte Gebäude musste zeitweise sogar mit dicken Stahltrossen gesichert werden - ganz Italien spottete über die „Hosenträger“ an seinem Nationalmonument. Doch die Experten ließen sich nicht beirren: Unter der Nordseite des Turms wurde Erdreich abgetragen. Zur Stabilisierung saugten sie aus dem schwammigen Terrain Wasser ab, flüssiger Stickstoff sollte mehr Halt geben.
Die Aktion glückte. Millimeter für Millimeter richtete sich der Turm wieder auf. Heute ist sich Jamiolkowski sicher: „Der Turm wird für weitere drei Jahrhunderte auf sicheren Füßen stehen.“ Die Welt