Isabelle D., die erste Frau mit transplantierten Gesichtsteilen, bei einer Pressekonferenz im Spital in Amiensl in Frankreich. FOTO - TASR/AP |
Paris - Mit dem Anflug eines Lächelns hat sich am vorigen Montag die erste Frau, die Teile eines fremden Gesichts erhalten hatte, der Öffentlichkeit gestellt. "Ich habe jetzt ein Gesicht wie jede andere", sagte Isabelle Dinoire in der nordfranzösischen Stadt Amiens. Ihre Stimme klang sehr undeutlich, als sie der Familie der Spenderin dankte, von der ihr Ende November die Lippen, das Kinn sowie die Nase übertragen worden waren. "Für mich hat sich eine Tür zur Zukunft geöffnet", sagte Dinoire. Sie beschrieb, daß sie inzwischen wieder ihren Mund öffnen und essen könne, was ihr vor der Transplantation nicht möglich gewesen sei. "Neuerdings spüre ich meine Nase, meine Lippen und meinen Mund wieder", sagte sie mit schleppender Stimme. Sie gehe davon aus, daß sie bald wieder ein normales Leben führen könne. Die Patientin nimmt weiterhin an einer Physiotherapie teil und muß Medikamente nehmen, damit ihr Körper das transplantierte Gewebe nicht abstößt.
Ein Unterschied zwischen ihrer eigenen Haut und den transplantierten Gesichtsteilen war kaum zu erkennen. Allerdings ist von dem Eingriff eine deutliche Narbe zurückgeblieben. Die Patientin wurde bei der Pressekonferenz im Ausbildungskrankenhaus von Amiens von den Ärzten begleitet, die die revolutionäre Operation vorgenommen hatten. Sie erklärten, sie hätten die französischen Behörden um die Erlaubnis gebeten, fünf weitere Operationen ausführen zu dürfen. "Viele andere Menschen in Frankreich und in der Welt" sollten diese Operation erhalten, sagte der Arzt Jean Michael Dubernard.
Dinoire beschrieb, wie sie im vergangenen Jahr von ihrem Hund angefallen worden war. Sie sagte, sie habe mit persönlichen Problemen zu kämpfen gehabt und zum Einschlafen einige Tabletten genommen. Sie sei bewußtlos gewesen, als der Labrador sie mehrfach ins Gesicht gebissen habe. "Als ich aufwachte, wollte ich eine Zigarette anzünden und habe mich gewundert, warum ich sie nicht zwischen den Lippen halten konnte", erklärte Dinoire. "Als ich in den Spiegel geschaut habe, konnte ich nicht glauben, was ich sah, besonders weil ich keine Schmerzen hatte." Auf der Straße hätten die Leute sie angestarrt. "Ich verstehe jetzt alle Menschen, die eine Behinderung haben", sagte Dinoire. Sie habe sofort zugesagt, als ihre Ärzte von der Transplantation erzählt hätten. Allerdings sehe sie nicht so aus wie vor den Hundebissen. Ihre Ärzte verteidigten nochmals die Entscheidung zum Eingriff. Sie hätten die Patientin mehrfach auf die Risiken hingewiesen. Es lasse sich noch nicht sagen, wie lange das transplantierte Gewebe erhalten
bleibe. aus: AP/dpa