1977 bekam ich von meiner Schwester zwei Sammelbände mit den Jahrgängen 1967–1976 der Literaturzeitschrift „Tintenfisch“ geschenkt, was Folgen hatte, denn ich wurde mit der Tatsache bekannt gemacht, dass Schriftsteller nicht notwendigerweise tot sein müssen.
Der Deutschunterricht in der Schule hatte bis dahin die gegenteilige Auffassung in mir reifen lassen, und umso überraschter war ich an diesem Weihnachtsabend, auf ein Gewusel von mir vollständig unbekannten Autoren zu treffen, die einen höchst lebendigen Eindruck hinterließen. Diese Texte legten den Verdacht nahe, Literatur habe etwas mit einem aufgeklärten politischen Bewusstsein zu tun, was mich, als Vierzehnjähriger undeutlich revolutionär gesinnt, bis drei Uhr nachts lesen ließ.
Gleichviel ob Fluch oder Segen, diese beiden Bücher waren es als erste, die mich davon überzeugten, dass ich unbedingt Schriftsteller werden müsse. Das bedeutet am Ende nur, was jüngere Brüder immer sagen, wenn sie‘s nicht gewesen sein wollen: „Meine große Schwester ist schuld!“ Eben. Da mache ich hier keine Ausnahme.