
Afghanische Frauen waschen Kleidung in einem Fluß, befreit von dem traditionellen Gesichts-Schleier, Burka. Taliban zwang alle Frauen, ihre Gesichter zu verstecken. FOTO – REUTERS
Frankfurt/Main – Die acht in Afghanistan festgehaltenen Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Shelter Now“ sind laut einem Zeitungsbericht auf dem Rückweg nach Kabul. Entsprechende Berichte ausländischer Geheimdienste lägen der Bundesregierung vor, meldete die „Frankfurter Rundschau“. Die Bundesregierung bemühe sich, direkten Kontakt zu den vier Deutschen, zwei US-Bürgerinnen und zwei Australiern aufzunehmen.
Nach Angaben des Vaters einer der beiden US-Helferinnen sind die acht nach der Eroberung der afghanischen Hauptstadt durch die Nordallianz von den Taliban nach Kandahar im Süden des Landes gebracht worden. Noch am Dienstagabend hatte der Sprecher der deutschen Sektion von „Shelter Now“, Udo Stolte, im Nachrichtensender n-tv gesagt, es gebe keine Informationen über den Aufenthaltsort der festgehaltenen westlichen Mitarbeiter. Klar sei nur, dass sie von den Taliban aus Kabul mitgenommen worden seien. Der Bruder des Leiters der „Shelter Now“-Gruppe, Reinhold Taubmann, äußerte die Hoffnung, dass die Taliban keine Rache an den westlichen Geiseln für die US-Luftangriffe üben würden. Die acht Entwicklungshelfer werden seit Anfang August unter dem Vorwurf der christlichen Missionierung von den Taliban festgehalten.
UNO schlägt Fünf-Punkte-Plan für Afghanistan vor
New York – Die Vereinten Nationen haben einen Fünf-Punkte-Plan für die Bildung einer neuen Regierung in Afghanistan nach dem Ende des Taliban-Regimes vorgeschlagen. Diese Regierung sollte von einer all-afghanischen Sicherheitstruppe gestützt werden, sagte der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, in einer offenen Debatte des Weltsicherheitsrats. Eine solche Truppe sei einer UN-Friedensmission zu bevorzugen.
Nach dem UN-Plan soll die Nordallianz bei einem Treffen mit anderen afghanischen repräsentativen Gruppen den politischen Prozess diskutieren. Dabei sollen konkrete Schritte für die Bildung eines Rates gemacht werden, der den Übergang zu einer neuen Regierung binnen zwei Jahren erörtern soll. Außerdem soll in dieser Übergangsphase die traditionelle afghanische Volksversammlung „Loya Girga“ einberufen werden. Diese soll die neue Regierung Afghanistans dann einsetzen.
Nach der Eroberung der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die Nordallianz rief UN-Generalsekretär Kofi Annan zu einer raschen politischen Lösung auf, um ein „politisches und ein
Sicherheitsvakuum“ zu verhindern. Die deutsche Bundesregierung vertrat bei der Sicherheitsratsdebatte in New York die Position, dass militärische Mittel unumgänglich sind, um „den Herd des Terrorismus“ in Afghanistan zu zerstören. Deutschland unterstrich in dem Redetext das Recht der afghanischen Bevölkerung auf freie Selbstbestimmung und eine Regierung, die ihrer ethnischen Vielfalt entspricht. AFP,ddp, dpa