Washington - Im US-Kongress gezeigte Bilder dokumentieren offenbar weitaus schlimmere Gefangenenmisshandlungen als bisher bekannt. Die Senatoren konnten am Mittwochabend drei Stunden lang rund 1.600 Bilder einsehen, die nach dem Willen der Regierung von US-Präsident George W. Bush jedoch nicht veröffentlicht werden sollen. Das Material dokumentiere "grausame, sadistische Folter", sagte die republikanische Abgeordnete Jane Harman.
Männliche und weibliche irakische Häftlinge seien zu sexuellen Handlungen an sich und anderen gezwungen worden, berichteten Angeordnete. Einige Gefangene hätten geblutet. "Ich habe keine Ahnung, wie zur Hölle diese Leute in unseren Militärdienst gekommen sind", sagte Senator Ben Nighthorse Campbell über die Soldaten, die an den Misshandlungen beteiligt waren. Eine Veröffentlichung der Dokumente würde lediglich die Sensationsgier der Medien bedienen und die internationale Empörung weiter schüren, sagte Vizepräsident Dick Cheney zur Entscheidung, das Material vorerst unter Verschluss zu halten. Mehrere Abgeordnete sprachen sich ebenfalls für eine Geheimhaltung aus, um eine weitere Gefährdung der amerikanischen Truppen zu vermeiden.
Etliche US-Senatoren erklärten, die Misshandlungen und sexuellen Demütigungen seien viel zu gezielt erfolgt, um das Werk einzelner zu sein. Senatorin Susan Collins sagte, für die bekannt gewordenen Praktiken sei viel Wissen darüber notwendig, was für die Gefangenen erniedrigend sei. Nach Angabe eines Militärsprechers wurden die Bilder aus dem Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad privat von Soldaten aufgenommen. Offensichtlich sollten damit weitere Häftlinge und die Familien von Gefangenen eingeschüchtert werden, erklärte Senator John Warner. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verteidigte die Verhörmethoden unterdessen als mit internationalem Recht vereinbar. Rumsfeld betonte, insgesamt seien die Methoden bei den Streitkräften gerechtfertigt. Die Anwälte des Pentagon hätten Praktiken wie Schlafentzug und Änderungen in der Ernährung von Häftlingen genehmigt. Auch dürften Gefangene dazu gezwungen werden, in unangenehmen Stellungen zu verharren. DW, AP