In einer 17-stündigen Operation haben 50 spanische Ärzte siamesische Zwillinge voneinander getrennt. Die beiden 21 Monate alten marokkanischen Mädchen waren von der Hüfte an abwärts zusammengewachsen. Die kleinen Fatima und Anima schliefen in der Nacht zum Donnerstag im Madrider La-Paz-Krankenhaus zum ersten Mal in getrennten Bettchen.
Die Zwillinge waren zwar mit jeweils eigenen lebenswichtigen Organen geboren worden, hatten sich jedoch die Harn- und Geschlechtsorgane sowie zwei Nieren und zwei Beine geteilt. Nach der Operation hat jedes der Mädchen eine Niere und ein Bein. Besonders schwierig war in diesem Zusammenhang der Eingriff im Bereich der zusammengewachsenen Wirbelsäule, erklärten die Mediziner. Die kommenden Tage würden über die Heilungschancen der Kleinen entscheiden, teilten die Ärzte mit.
Im Alter von vier Jahren seien die Kinder vermutlich in der Lage, ein „normales“ Leben zu führen. In La Paz wurden in den letzten zehn Jahren acht Zwillingspaare getrennt, sechs Fälle verliefen glücklich. Die Eltern, die zunächst ethische Bedenken gegen die Operation hatten, mussten aus finanziellen Gründen in der Heimat bleiben und konnten die Kinder seit Monaten nicht sehen. Das La-Paz-Krankenhaus hat den Termin des Eingriffs bis zuletzt geheim gehalten. Nach dem Medienaufruhr um die gerichtlich angeordnete Trennung der britischen Zwillinge Mary und Josie im vergangenen Herbst, bei der eines der beiden Kinder sterben musste, wollte Madrid ähnlichen Rummel vermeiden.
NIKOLAUS NOWAK,
DIE WELT