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Ein unbekannter Mann auf der Strasse unweit von World Trade Center in New York kurz nach dem Angriff von 11. September 2001. Dieses bekannte Foto war vor einem Jahr auf allem Titelseiten der Zeitungen von der ganzen Welt.
New York - Wall Street, New York City, Washington, wahrscheinlich die ganzen USA verfielen am Mittwoch - dem Jahrestag der Terroranschläge - in kollektive Schweigeminuten. Mitten im Herzen des Finanzdistrikts, dort wo einst die über 400 Meter hohen Twin Tower standen, gedachten die Menschen der Opfer des 11. September 2001. Um 8.46 Uhr, dem Zeitpunkt als der erste Jet in die Türme krachte, lag ein Trauersilentium über Wall Street. Anschließend verlasen Bürgermeister Michael Bloomberg und sein Vorgänger Rudolph Giuliani die Namen der 2819 Opfer. Der Handel an Wall Street ruhte für anderthalb Stunden, viele Banken wollten ihre Pforten bis zum Mittag schließen. Die meisten Geschäfte blieben ebenfalls geschlossen. Hunderttausende Beschäftigte der Banken, Brokerhäuser, Immobilienfirmen oder Anwaltskanzleien nahmen einen Tag frei. „Ich blieb zuhause bei meiner Familie, schaute mir die Geschichten im Fernsehen an“, sagt Frank Cupani, ein Versicherungsagent. Firmen forderten ihre Mitarbeiter auf, am 11. September nicht zur Arbeit zu kommen, sondern irgend etwas anderes zu planen. Die Investmentbank Sandler O‘Neill - sie verlor beim Einsturz ihrer Büros im WTC 70 Mitarbeiter - stellte es ihren Beschäftigten frei, am Mittwoch zu Arbeit zu erscheinen oder nicht. Die Bank entschloß sich allerdings ihren Betrieb aufrecht zuerhalten. Am Morgen wurde eine Gedenkveranstaltung für die Opfer geplant, sagte Chief Operating Officer Fred Price.
Die New York Stock Exchange startete am Mittwoch ihren Handel statt um 9.30 Uhr erst um 11.00 Uhr. Vor einem Jahr musste die Börse für vier Tage den Betrieb einstellen, weil die Kommunikation und der Datenverkehr an Wall Street infolge der Attentate völlig zusammengebrochen war. Die Mitarbeiter der Börse sollten die Möglichkeit erhalten, die Trauerfeier an Ground Zero entweder live, zumindest aber im Fernsehen miterleben zu können. Niemand glaubt allerdings, dass es danach an der Börse zu nennenswerten Umsätzen kommen wird. Der Rentenhändler Cantor Fitzgerald, der im World Trade Center vier der obersten Stockwerke gemietet hatte und beim Zusammensturz 658 Mitarbeiter - zwei Drittel der Gesamtbelegschaft - verlor, hatte am 11. September geschlossen. Viele Beschäftigte der Firmen an Wall Street verfolgten in den Morgenstunden die 102 Minuten dauernde Gedenkfeier in New York. Die TV-Stationen wollten an jenem Tag wie überall in der Welt Marathonsendungen ausstrahlen. Millionen Amerikaner verbrachten Stunden vor dem Bildschirm. DW