
Der junge südafrikanische Milionär - immer noch Junggeselle - wurde am Donnerstag nach einem langen Training zum zweiten „Weltraum-Touristen“ der Welt. FOTO - TASR/AP
Wenn der südafrikanische Multimillionär Mark Shuttleworth am Donnerstag vom kasachischen Raumbahnhof Baikonur mit einer Sojus-Rakete in die Atmosphäre geschossen wurde, konnte er dabei an Theodor Storm denken. Es sei denn, er kennt die Geschichte vom „Kleinen Häwelmann“ nicht - eines kleinen Jungen, der träumend in seinem Rollenbett durch die Dunkelheit fliegt und den Mond und die Sterne besucht. Aber selbst wenn Shuttleworth und Häwelmann einander nicht bekannt sein sollten, so haben sie doch viel gemein. Auch der Südafrikaner träumte schon in frühen Jahren von der langen Reise zu fernen Gestirnen. Damals, als er elf Jahre alt war, baute er aus Streichholzschachteln Miniaturraketen, ließ sie mit Gummibändern in Nachbars Garten schnellen und steckte dort einen Strauch Pampasgras in Brand. Heute, gut 17 Jahre später, begibt er sich mit zwei altgedienten Astronauten auf die Reise zur „Internationalen Raumstation“ (ISS) und hat dabei mehrere Hundert Tonnen hochexplosiven Treibstoffs unter sich. Shuttleworth, der 1999, auf dem Scheitelpunkt der Internet-Hysterie, sein Online-Unternehmen für 575 Millionen Dollar verkaufte, hat für seinen Traum eine Stange Geld hingelegt. 20 Millionen Dollar soll er dafür bezahlt haben, sich einmal die Erde aus dem Weltraum anzusehen.
Damit ist er der zweite Weltraumtourist nach dem amerikanischen Millionär Dennis Tito, der sich im letzten Jahr auf den Weg ins All machte. Als „Tourist“ möchte sich der angehende Kosmonaut freilich ungern bezeichnet sehen. Zu hart ist dafür das Training gewesen, das er in den letzten Wochen und Monaten absolvieren musste. Schwerelosigkeit im Parabelflug, Gravitationsbelastung in einer wild rotierenden Zentrifuge, Gleichgewichtstraining auf einem herumwirbelnden Stuhl: Shuttleworth hat vieles über sich ergehen lassen müssen, um als Amateur neben den Profis bestehen zu können. Einen „selbst zahlenden Forschungsreisenden“ hat sich der 28-Jährige denn auch genannt, und diesen Anspruch möchte er in der Schwerelosigkeit einlösen: Mit Versuchen zu HIV-Proteinen möchte er der weltweiten Aidsforschung Impulse geben. Für den Blick aus dem Fenster wird Shuttleworth aber einen Moment erübrigen können. Und solange er die Hinweise seiner Ausbilder im Auge behält, wird es ihm auch nicht so ergehen wie dem „Kleinen Häwelmann“ Theodor Storms. Der trieb es bei seinem Bettenritt durchs Sternenreich zu bunt - und fiel zurück auf die Erde, hinab ins Meer.
DW