BERLIN – Die Bundesregierung geht mit immer größerer Sicherheit davon aus, dass die tödliche Explosion an der Synagoge auf der tunesischen Ferieninsel Djerba ein Attentat war. „Die Indizien verdichten sich in diese Richtung“, sagte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) am Mittwochabend im ZDF-“heute-Journal“. Die deutschen Erkenntnisse beruhten nicht nur auf Zeugenaussagen oder abgehörten Telefonaten, sondern auch auf „Sachbeweisen“. Konkreter äußerte sich der Minister nicht.
Schily will am Wochenende nach Tunesien reisen. Am Montag werde er mit dem tunesischen Staatspräsidenten Zine el Abidine Ben Ali und mit den Ermittlungsbehörden vor Ort sprechen, sagte er in den ARD– „Tagesthemen“. Der Innenminister nahm die deutschen Sicherheitsbehörden wegen ihres Umganges mit einem anonymen Drohbrief gegen Deutschland aus Tunesien in Schutz. Der Brief enthalte „keinen Hinweis auf das schreckliche Ereignis in Djerba“. Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte bestätigt, dass am 2. Januar ein Drohbrief bei der deutschen Botschaft in Tunis eingegangen war. Das BKA erklärte, zwischen der Explosion auf Djerba am 11. April und dem Schreiben mit der Einleitung „von Al Kaida-Abteilung Tunesien“ bestehe auch nach heutiger Bewertung kein Zusammenhang. Die Zahl der deutschen Todesopfer hat sich inzwischen auf elf erhöht. Ein 15 Jahre altes Mädchen erlag in Lübeck seinen Verletzungen, teilte das Uniklinikum mit. Sehr kritisch sei noch der Zustand einer 33-jährigen.
dpa, DW