Kaffeehausober: Der Nachwuchs fehlt
Betreiber von Cafés klagen über geringes Interesse am Kellnerberuf.
Die 884 Wiener Kaffeehäuser und Café - Restaurants haben Sorgen. Zwar boomen sie, doch an anderer Front haben sich Probleme eingestellt: Es gibt zu wenig Nachwuchs an Obern. „Wir würden gerne Nachwuchs ausbilden", sagt Berndt Querfeld, Inhaber des Café Landtmann und des Café Mozart. Doch zum einen interessierten sich zu wenig Jugendliche für den Beruf des Kaffeehausobers, zum anderen ist das Niveau der Bewerberzu niedrig.
„Ein Ober in einem traditionellen Kaffeehaus braucht ein gepflegtes Äußeres und ein halbwegs gutes Deutsch", so Querfeld. Viele jener Jugendlichen, die sich um eine Lehrstelle bewerben, erfüllten diese Voraussetzungen einfach nicht. Er glaubt, dass das auch am schlechten Unterricht in den Berufsschulen liegt. Aber ebenso fehlt es an Motivation.
Internationale Pendler und Studenten
Momentan behelfen sich viele Betriebe mit Mitarbeitern, die den Beruf des Kellners zwar nicht im Rahmen einer Ausbildung erlernt, aber die nötigen Voraussetzungen haben, erzählt Landtmann-Chef Querfeld. Zum Beispiel Pendler aus dem Osten, etwa aus Ungarn oder der Slowakei. Einige von ihnen pendeln täglich aus Pressburg nach Wien. „Dieser Touch von Monarchie-Pressburg kann sogar charmant sein. Allerdings: Das Lohnniveau gleicht sich immer mehr an und ich weiß nicht, wie viele Kellner in Zukunft noch pendeln wollen."
Mehr Geld als Akademiker
Einen anderen Zugang wählt Platzer für sein Café Weimar: Er beschäftigt zunehmend Studenten. „Junge Menschen lockern auf, das tut der Sache gut", erzählt er. Zwar sind sie nicht perfekt, aber das kompensieren sie mit Charme. In einer Probezeit können die Nachwuchskellner testen, ob sie bleiben wollen. Wenn ja, können sie Karriere als Ober machen - mit Arbeitszeiten, die oft nicht freizeit- und familienfreundlich sind. Andererseits verdienen sie mehr als manche Akademiker.
Kaffee-Streit: Auf die Bohne kommt es an
„Es ist ein Skandal, was Konsumenten heutzutage in den meisten Kaffeehäusern aufgetischt wird", schimpft Leopold Edelbauer. Woran sich der 79-Jährige, der Interessierte in Kursen zu Kaffee-Sommeliers ausbildet, stößt, ist dass im Prinzip kaum jemand mehr weiß, was sich wirklich in der Tasse befindet. Mit allen Konsequenzen: Nicht wenige Kaffeetrinker klagen nach dem Genuss über Magenprobleme, Herzrasen und Schweißausbrüche. Der Grund dafür liegt in der Bohne.
Es gibt zwei Gattungen von Kaffee. Den teuren, bekömmlichen, koffein- und säurearmen Arabica und den weniger edlen, dafür deutlich billigeren Robusta. Das Problem, das sich Kaffeesiedern und Trinkern stellt, ist, dass Kaffee in der EU nach dem Lebensmittelgesetz nicht kennzeichnungspflichtig ist. Was bedeutet, dass nicht einmal der Kaffeehausbeitzer selbst weiß, welche Ware ihm der Händler seines Vertrauens als „Hochlandkaffee" verkauft.
Laut einer Arbeiterkammer-Studie aus dem Jahr 2004 ist fast jede zweite angeblich reine Arabica-Packung mit minderwertigem Robusta versetzt. Deshalb wollen selbst renommierte Häuser wie das „Sperl" sich nicht dafür verbürgen, dass man bei ihnen reinen Arabica bekommt. „Ich kann nicht wissen, ob mein Kaffee nicht mit wenigstens ein paar billigen Robusta-Bohnen gestreckt wurde", sagt „Sperl"-Chef Manfred Staub. Gemeinsam mit der Konkurrenz vom „Weimar", Edelbauer und dem Wiener Ernährungswissenschaftler Ibrahim Elmadfa will er sich nun in Brüssel dafür stark machen, dass Händler künftig bekannt geben müssen, welche Bohnen sie in ihre Mischungen geben. „Bisher verweigerten sie Auskünfte darüber mit dem Argument, die Rezeptur sei so geheim, dass man diese nicht preisgeben könne."
Glossar:
r Betreiber | der Anbieter |
klagen über etw. | sich über ewas beschweren |
r Ober | der Chefkellner |
r Pendler | jemand, der regelmäßig von seinem Wohnort zum Ort des Arbeitsplatzes hin- und zurückfährt |
e Bohne | Kurzwort für Kaffebohne, Frucht der Kaffeepflanze |
s Herzrasen | schnell schlagendes Herz |
Schweißausbrüche (Plural) | starker, unerwarteter Schweiß, wenn einem heiß wird |
e Gattung | hier: die Art |
bekömmlich | für den Magen gut verträglich |
säurearm | mit wenig Säure (chemische Substanz, die sauer ist) |
edel | hier: sehr qualitätsvoll, fein |
I. Leseverstehen:
Entscheiden Sie, ob die Aussagen richtig oder falsch sind.
R | F | ||
1 | Die ausgebildeten Ober haben wenige Nachfolger. | - | - |
2 | Die traditionellen Kaffehäuser verlangen höfliches Auftreten. | - | - |
3 | In Wien gibt es über 800 Café-Restaurants. | - | - |
4 | Die Berufsschulen bieten ihren Auszubildenden eine hohe Ausbildungsqualität. | - | - |
5 | Viele Betriebe stellen unausgebildete Kellner ein. | - | - |
6 | Der Ober verdient im Vergleich zu Akademikern besser. | - | - |
7 | Die Kaffehändler müssen bekannt geben, welche Kaffeebohnen sich in ihren Mischungen befinden. | - | - |
8 | Der billigere Kaffee ist besser für den Magen. | - | - |
Lösungen: Richtig: 1,2,5,6 Falsch: 3,4,7
II. Wortschatz/Strukturen:
Verbinden Sie die Adjektive mit den passenden Substantiven. Arbeiten Sie nach dem Artikel.
1 | kennzeichnungspflichtiger | a | Äußeres |
2 | traditionelles | b | Obmann |
3 | minderwertiger | c | Kaffee |
4 | nötige | d | Kaffeehaus |
5 | früherer | e | Voraussetzungen |
6 | eigene | f | Lehrberuf |
7 | gepflegtes | g | Robusta |
8 | stellvertretender | h | Lehre |
Lösung: 1c, 2d, 3g, 4e, 5f, 6h, 7a, 8b
QUIZFRAGE
Wie heißt das älteste Kaffeehaus Wiens?
a) Frauenhofer S
b) Café Hawelka R
c) Café Sacher F
LERNTIPP
Erweitern Sie Ihren Wortschatz, indem Sie selbst neue Wörter bilden. Versuchen Sie, möglichst viele Wörter mit „Kaffee" zu finden . Lassen sie sich zuerst von dem Text inspirieren und bilden Sie auch Ihre eigenen Wörter. Überprüfen Sie die Ausdrücke im Wörterbuch, wenn Sie nicht sicher sind, ob sie wirklich existieren.
DIALOG:
Im Kaffeehaus
Margit: Hallo Jakob. Schön dich zu sehen. Wie geht's da?
Jakob: Hallo Margit. Ich freu' mich auch, dich zu sehen. Wir haben uns schon lang nicht mehr gesehen.
Margit: Und du hast jetzt a neue Praxis oder? Wie geht's da?
Jakob: Ja das stimmt und ich hab die neue Praxis seit drei Monaten, und es läuft sehr gut an.
Kellner: Grüß Gott! Bitte sehr, bitte schön.
Jakob: Guten Tag!
Margit: Grüß Gott! Wir bräuch-ten die Speisekarte bitte.
Kellner: Ja, die Speisekarte werd' ich bringen. Bitte sehr.
Jakob: Danke.
Margit: Hm, weißt Jakob, ich hab jetzt grad Vorstellungsgespräch g'habt und des war so toll und irgendwie hab i' grad Lust auf Feiern? Also irgendwie a Torte oder so wär' was Feines, mh?
Jakob: Danke schön.
Margit: Schau'n ma mal. Haustorte, Sachertorte, hm?
Jakob: Ja- ich versuch möglichst wenig Cholesterin zu mir zu nehmen. Das heißt, ich werd' besser keine Torte essen.
Margit: Echt? Bist du gar net hungrig?
Jakob: Schon hungrig, aber ich will mich gesund ernähren und versuch' Vitamine zu essen.
Margit: Ach Gott! Naja, ich glaub, ich werd' schon was Süßes nehmen. Aber weißt, i' bin ja auf Eier allergisch. Mh, des schaut schlecht aus oder?
Kellner: Also wenn ich Sie kurz beraten darf. Darf ich anmerken, die Speisekarte ist wunderbar und da gibt's eine Salatplatte, die ist extrem gut.
Jakob: Ich möchte auf alle Fälle einen Kaffee trinken.
Kellner: Gut, einen Kaffee. Was für einen?
Jakob: Bitte einen kleinen Braunen.
Kellner: Gut, einen kleinen Braunen.
Jakob: Mit einem Glas Mineralwasser dazu.
Kellner: Ein Glas Mineralwas-ser. Und die Dame?
Margit: I hätt' gern a Melange bitte mit an großen Glas Leitungswasser.
Kellner: A Melange, a großes Glas Leitungswasser.
Margit: Und dürft ich Sie noch fragen: bei den Torten gibt's da eine, die ohne Eier is. I bin nämlich auf Eier allergisch.
Kellner: Ja, also das mit den Eiern, das werd ich nachfragen in der Küche.
Margit: Bitte, mhm.
Audio: der Dialog
Audio: Konversationsübung
Autor: P. Milošovičová