München - Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) sieht nach dem Fund von verdorbenem Wildfleisch bei der Passauer Firma Berger einen neuen Lebensmittelskandal bevorstehen. "Das Ganze hat Potential für einen handfesten Lebensmittelskandal", sagte Schnappauf am Mittwoch auf Antenne Bayern. Die eingesetzte Sonderkommission ermittle jetzt die bundes- und europaweiten Vertriebswege des Unternehmens, das einer der größten Händler und Lieferanten für Wildfleisch in Europa ist. Die Kommission arbeite "fieberhaft" daran zu klären, "welche Chargen sind belastet, wo sind sie hingegangen und wo müssen überall Rückholaktionen in Deutschland und auch international gestartet werden", sagte Schnappauf. Das Unternehmen sei von den Behörden "praktisch dichtgemacht" worden.
Schnappauf forderte die Verbraucher auf, ihre Wildfleischvorräte zu überprüfen. "Wenn jemand Wildfleisch der Firma Berger hat, dann bitte vorsorglich dieses Fleisch nicht essen." Die Produkte könnten sogar mit Bakterien belastet sein und zu Durchfall und Erbrechen führen. Insgesamt seien bisher bayernweit 50 Proben aus dem Handel genommen worden. Nach den bisherigen Ergebnissen seien neun von 18 Proben verdorben gewesen. Die Untersuchungen in dem Passauer Betrieb selbst hatten ergeben, daß dort sogar sechs von neun Proben verdorben waren. Betroffen sind tiefgefrorene Produkte wie Hasenkeulen, Fasane oder Hirschrücken. Bei Kontrollen der drei Berger-Fabriken in Ruderting und Ortenburg sowie in Passau hatten Lebensmittelprüfer nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums "Ekelerregende hygienische Zustände" vorgefunden. Die genommenen Fleischproben hätten ranzig, stickig, muffig oder sauer gerochen, zum Teil hatten sie bereits zu verfaulen angefangen.
aus: Die Welt, AFP