Es sollen rund 30 Tonnen Leichen, Organe und Leichenteile aus der kirgisischen Hauptstadt Bischkek an das Heidelberger Institut für Plastination geschickt worden sein. Dieses Institut werde von der Ehefrau von Hagens‘ geleitet. Der kirgisische Parlamentsabgeordnete Akboken Tashtanbekow behauptet gar, 30 Prozent der kontroversen Ausstellung „Körperwelten“ seien aus kirgisischen Leichen gefertigt. Zu Lebzeiten hatten diese Menschen keinerlei Einwilligung zu einer solchen postmortalen Verwendung erteilt. Gemäß der kirgisischen Gesetzgebung können Leichen, deren Verwandten sich innerhalb von 30 Tagen nach dem Tod nicht gemeldet haben, für die Anatomie verwendet werden.
In Deutschland laufen nach „Stern“-Angaben vier staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren gegen von Hagens, unter anderem wegen des Vorwurfs, zu Unrecht einen Professorentitel zu führen. In München muss der Heidelberger Anatom demnächst mit einem Strafbefehl oder einer Anklage wegen „Störung der Totenruhe“ rechnen.
Von Hagens‘ ehemaliger Koordinator an der Medizinischen Akademie in Bischkek, Professor Waleri Gabitow, habe eingeräumt, dass Leichen aus Gefangenenlagern abgeholt wurden. Teilweise sei dafür Geld gezahlt worden. Der Leiter eines psychiatrischen Krankenhauses in der Nähe von Bischkek habe bestätigt, dass seine Klinik 157 Verstorbene der Akademie überlassen hat. In Kirgisien ermitteln Polizei und ein parlamentarischer Ausschuss. Dessen Vorsitzender habe im ARD-Magazin „Fakt“ erklärt, Hinterbliebene hätten oft erst durch diese Ermittlungen vom Tod ihrer Angehörigen erfahren. Von Hagens zeigt nach eigenen Angaben in der Hamburger Ausstellung nur Verstorbene, die ihren Körper zu Lebzeiten dafür gespendet haben. Dem „Stern“ gegenüber bestritt er sämtliche Vorwürfe und sprach von „bewussten Lügen“.
Die Welt